Wandern in Sachsen

Ich habe die Wanderschuhe festgeschnürt und den Rucksack auf den Rücken gewuchtet. Die Sonne scheint als ich an der Elbe loslaufe. In meinem Kopf der Gedanke: Ich werde die nächsten Tag wandern. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Ich weiß nicht, was auf mich zu kommt. Ich weiß nicht, wann ich wieder zurückkommen werde.

Die Babarine ist ein Wahrzeichen der sächsischen Schweiz

Voller Energie und Motivation mache ich mich auf den Weg. Bald verlasse ich die Elbe und es geht den Berg rauf, an einer Felsklippe entlang und durch den Wald. Plötzlich taucht ein Feldweg auf. Das ist er also: der Malerweg. Lange tut er mir nicht den gefallen einfach nur ein Weg am Waldrand zu sein. Kurz darauf geht es einen steilen Abstieg zu einem Fluss hinunter. Und auf der anderen Seite geht es direkt wieder hinauf. Langweilig wurde mir nie, denn der Weg ist abwechslungsreich. Das letzte Stück des ersten Tages ging einen schmalen Weg entlang. Rechts und links von mir waren Felswände so hoch, dass kein Sonnenstrahl mehr den Boden berührte. Man könnte meinen es sei schon sehr spät, dabei war es gerade die beste Zeit für Kaffee und Kuchen.
Manche Steine an den Wänden sahen aus als würden sie gleich abfallen und auf den Weg krachen. Große Tannen haben sich in die Felsspalten geklammert und dort Wurzeln geschlagen. Das beruhigt mich etwas, denn bei den großen Bäumen müssen die Steine schon Jahre lang so halten. Trotzdem war ich froh als ich aus der Dunkelheit kam und die Stadt Wehlen erreichte, in dem ich die Nacht verbrachte. Nein es war kein Luxushotel mit Spa und großen Doppelbetten. Es war ein eiskaltes Sechsbettzimmer mit Ofenheizung. In dem Zimmer gab es alles was ich wollte: ein Bett. Ich schlief tief und fest bis mich ein Güterzug weckte. Er fuhr auf der anderen Seite der Elbe, aber es hallte rüber. Von dem Zimmer gab es eine schöne Aussicht über das Dorf. Nun hieße es Schuhe anziehen, frühstücken und loslaufen. Diese Reihenfolge wurde schnell zu einer Morgenroutine.

Ziele gab es für die nächsten Tage nicht, denn es richtete sich danach, wo die nächste freie Unterkunft war. Außerdem hatte ich noch keine Erfahrung, wie weit ich an einem Tag laufen kann, wie viele Treppen ich steigen kann, wie viele Höhenmeter ich überwinden kann und was ich meinem Körper zu muten kann.

Basteibrücke

Immer wieder wechselte die Aussicht. Von der Basteibrücke konnte ich über die Elbe schauen. Beim Kuhstall sah ich in ein bewaldetes Tal. Vom Winterberg gab es einen Rundumblick. Auf dem Pfaffenstein bei der Babarine konnte ich mich auf einem Felsen ausstrecken und etwas sonnen. Ständig gab es einen Punkt von dem wieder eine neue andere Aussicht möglich war. Mein Liebslingspunkt war der Rauenstein, weil ich dort rumklettern konnte und in jede Richtung blicken konnte. Trotzdem kann ich nicht sagen, wo es am schönsten, besten oder tollsten war, denn jeder Berg, jedes Tal und jeder Weg war aufregend.
Auch der Weg veränderte sich ständig. Mal war es ein breiter Waldweg, dann wieder eine schmale Treppe, dann kam eine asphaltierte Straße und irgendwann ein Kletterpfad am Fluss entlang.


Es war ein Abenteuer. Ein Erlebnis, welches sich nicht so schnell wiederholen lässt. Ich will euch nichts vormachen. Es war wunderbar, aber es war auch sehr anstrengend. Trotzdem lohnte sich jeder Aufstieg. Beim Wandern konnte ich zur Ruhe kommen. Ich hatte kein Internet und zwischendurch sowieso nur tschechisches Telefonnetz. In den Dörfern herrscht kein Trubel. Alles läuft dort langsam und gemütlich, nicht so wie in der Großstadt. In Schmilka, an der tschechischen Grenze und direkt an der Elbe, übernachtete ich bei einer älteren Dame, die mir auf dem Weg zum Zimmer noch eine alte Mühle mit angrenzendem Bäcker zeigte. Die Vorgärten und die Fenster waren österlich geschmückt.

Auf meiner Wanderkarte war nicht zu erkennen wie viele Stufen  noch vpr mir lagen. Ich habe ein kleines Wanderheft vom Tourismusverband der sächsischen Schweiz als Orientierung genutzt. Aber dieses Gebiet ist sehr gut ausgeschildert und überall gab es Informationstafeln mit Karten. Das war sehr hilfreich und erleichterte auch nochmal einiges. Die Frage nach dem Ankunftszeitpunkt machte trotzdem keinen Sinn, denn ich werde eben dann ankommen, wenn ich den Weg zurück gelegt habe.

Auf der Nordseite der Elbe war es beriger als auf der Südseite, wo es mehr Felder gab. Doch auch dort ragten Felsen aus der Landschaft. Ich glaube, dass es eine gute Wahl war erst über die Berge zu klettern und dann über die Felder zu laufen. Das ist jetzt sehr vereinfacht, denn so pauschal kann ich das eigentlich nicht sagen.

Kuhstall

Nach sechs Etappen kam ich wieder an. Zur Belohnung aß ich in einem Café am Marktplatz in Pirna Eierschecke. Das ist ein erfrischender Quarkkuchen, den ich bei strahlendem Sonnenschein genoss und mir definitiv verdient hatte.
War ich froh, dass es zu Ende war? Ja und nein. Ich habe mich auf mein eigenes Bett gefreut, aber eigentlich wollte ich nicht, dass der Weg und die neue Routine enden.
Würde ich es nochmal machen? Ja auf jeden Fall. Eine Tour über fünf bis sechs Tage ist super, um runterzukommen. Ich habe mir fest vorgenommen wieder eine Wanderreise zu machen. Mal sehen wo es mich hinverschlägt.